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Eine Region im Edelsteinfieber

Berichte der Nahe-Zeitung vom 01.10.2016

Messe Intergem eröffnet

Idar-Oberstein. Bereits zum 32. Mal findet in Idar-Oberstein die Edelsteinfachmesse Intergem statt. Auch wenn sie ausschließlich für Fachbesucher geöffnet ist, zeigt sie Wirkung, lenkt den Fokus auf das kleine Städtchen mit seiner ungewöhnlichen jahrhundertealten Industrie. Für Wirtschaftsminister Volker Wissing, der die Messe am Freitag eröffnete, ist die „Edelsteinbranche ein bedeutender Wirtschaftszweig im Land“ und die Intergem ihr Schaufenster. Bis Montag stellen rund 120 Aussteller, die meisten aus der Edelsteinregion, ihr Angebot aus, erwartet werden bis zu 3000 Besucher, darunter viele Juweliere und Facheinkäufer. Die Intergem gilt als Quell für die schönsten, reinsten und teuersten Farbedelsteine auf der ganzen Welt. Preise von bis zu einer halben Million Euro für ein einziges Exemplar sind nicht ungewöhnlich. sc Foto: Hosser

Idar-Oberstein. Der Ehrengast merkte nichts mehr von der Aufregung am Morgen: Fünf Stunden, bevor Wirtschaftsminister Volker Wissing die 32.Auflage der Intergem eröffnete, hatte es große Aufregung in der Messe Idar-Oberstein gegeben. Sprengstoffalarm. Ein vermeintlich herrenloser Pilotenkoffer am Stand einer afghanischen Firma sorgte am Freitagmorgen für große Aufregung. Dort hatte ein auf Sprengstoff trainierter Polizeihund angeschlagen. Der Polizei blieb nichts anderes übrig, als die Halle 2 sofort zu sperren.

Auch die Aussteller, die noch letzte Hand an ihre Stände legen wollten, mussten draußen bleiben. Weil von besagter Firma zunächst niemand zu erreichen war, wurden die Feuerwehr und das Sprengstoffkommando in Mainz in Alarmbereitschaft gesetzt. Nach zahllosen Telefonaten wurde schließlich doch noch eine Vertreterin der Firma ausfindig gemacht. „Fünf Minuten später und der Parkplatz wäre geräumt worden“, beschreibt Messechef Kai-Uwe Hille die Dramatik dieser Minuten.

Die Frau versicherte, dass sich in dem Koffer kein Sprengstoff, sondern vorwiegend Reinigungsutensilien befinden. Das bestätigte sich beim vorsichtigen Öffnen des verdächtigen Objekts. Des Rätsels Lösung: Der Hund hatte angeschlagen, weil manche Reinigungsmittel winzige Spuren von Sprengstoff enthalten. So löste sich alles in Wohlgefallen auf, und die Halle konnte mit zweistündiger Verspätung wieder geöffnet werden.

Wissing: Land steht hinter der Messe

Die Ehrengäste bekamen von all der Aufregung nichts mit. Bis zur offiziellen Eröffnung um 14 Uhr ging alles wieder seine geregelten Bahnen. Wirtschaftsminister Volker Wissing, der zuvor schon den neuen Bahnhofsvorplatz in Oberstein eröffnet hatte, lobte in seiner Rede die Initiatoren und die Aussteller der kleinen, aber feinen Spezialitätenmesse: „Ich weiß ihren Einsatz sehr zu schätzen.“

Idar-Oberstein und seine Spezialbranche seien „tolle Botschafter für Rheinland-Pfalz“ auf der ganzen Welt: „Ich glaube kaum, dass einer meiner Ministerkollegen in den anderen Bundesländern über eine Branche verfügt, die nur solch schöne Dinge macht.“ Wissing zeigte sich sehr informiert, zählte Museen und Einrichtungen auf, die besonders und einzigartig sind. Als der Minister bekundete, das Land sei seit vielen Jahren Mitgesellschafter der Messe – „und das wird auch so bleiben“ –, gab es stürmischen Zwischenapplaus. Die Edelsteinbranche sei nicht nur wichtiger Bestandteil der rheinland-pfälzischen Industrie, sondern vor allem der Industriekultur, wies Wissing auf wichtige Details hin.

Zuvor hatte sich Jochen Müller, der Präsident der Diamant- und Edelsteinbörse, bei den Einsatzkräften der Polizei, aber auch bei allen Messebeschickern bedankt, die allesamt sehr besonnen auf die Lage reagiert hätten. Die Intergem sei für die Außendarstellung der Edelsteinregion ungemein wichtig. Müller blickte kurz zurück auf die Anfänge der Messe, als es galt, „dem Strukturwandel offensiv zu begegnen“ – eine Taktik, die heute genauso wichtig ist wie damals.

Müller warnt vor Ignoranz

Der Börsenpräsident warnte davor, dass die nächste Generation, „für die die Intergem immer schon da war und die sie oft genug nur unter der Maßgabe Soll und Haben betrachtet“, die Bedeutung der Fachmesse für die wirtschaftspolitische Landschaft in unserer Region unterschätzt. Von Außenstehenden werde die Jahrhunderte lange Tradition und die dadurch gewachsene Kompetenz meist erkannt, in der Region werde sie dagegen nach wie vor immer wieder „klein geredet“. Ein Ganzes sei immer mehr als die Summe seiner Teile, so Müller: „Wir haben gute Chancen, in einer zunehmend nivellierten Welt mit unseren edlen Produkten den in jeder Phase der Menschheit vorhandenen Wunsch nach Individualität zu bedienen.“

OB Frühauf hatte nach der Eröffnung des sanierten Hallenbads und des Bahnhofsvorplatzes von „Idar-Obersteiner Feiertagen“ gesprochen. „Und auch bei der Intergem tut sich was“, wies das Stadtoberhaupt auf die Bestrebungen hin, die Messe zukunftstauglich zu machen, sie zu modernisieren. Erste Ergebnisse des Prozesses „Intergem 2020“ werden am Messewochenende von Oliver Schmidt, Geschäftsführer der Beratungsfirma „agendum“ präsentiert.

Messechef Kai-Uwe Hille hofft auf ein gutes Messewochenende mit dem abschließenden Feiertag am Montag: Der Auftaktfreitag sei schon mal vielversprechend verlaufen, sagte Hille gestern nach einem ersten Kassenüberschlag am späten Nachmittag.

Ein weiterer Bericht und viele Fotos von der Intergem auf der Seite 19 und im Internet unter www.rhein-zeitung.de/nahe

Nahe Zeitung vom Samstag, 1. Oktober 2016,
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